Teil 2 Erkenntnis, vor dem Schulhaus
Der Velostreifen, knapp bemessenes Glück zwischen Schwerverkehr und Trottoirkante, freie Fahrt für freie Tretter – leider Nein, dem ist nicht so, der Wunsch war Vater des Gedankens. Vor der Primarschule steht ein schwarzes Ungetüm auf dem Velostreifen, ein Agglomonster. Die Beifahrertür wird geöffnet, der Filius plumpst schwer auf das Trottoir. Die Schwester folgt, flink und rank. Meine kurze Diagnose: wahrscheinlich Ballett. Zurück zum Wesentlichen. Die Kiste links überholen scheint unmöglich, stinkender Traktor mit Kolonne, Lebensgefahr. »Mach mal endlich«, fluche ich Richtung Fahrerin, »geh nach Hause wo du herkommst, nach Zug oder Zürichberg!«
Das sind keine Vorurteile, das sind bloss Emotionen.
Ich setze zum Überholen an, sie blinkt, fährt an, ich lasse mich zurückfallen. Sie fährt nicht los. Der Krieg beginnt im Kopf, denke ich und trete in die Pedale, auf Höhe der Fahrerin bremse ich, eisiger Blick meinerseits. Der bartlose Fahrer entschuldigt sich mit Handzeichen und weist mir den Vortritt zu. Formal und knapp grüsse ich zurück.
Teil 3 Der Nüsslikreisel
Heisst so, weil er von oben aussieht wie eine riesige Nuss – daher Nüssli. Die Gefahr geht hier vom sogenannten Gesetzgeber aus, der es sträflich unterliess, zu regeln, ob Velofahrende vor dem Kreisel in die Mitte einspuren müssen oder hinter der gelben Velolinie zu bleiben haben. Ganz der Profi, ziehe ich mittig rein, lasse ein Fahrzeug passieren, um in die nachfolgende Lücke hineinzustossen. Routinevorgang, wäre da nicht der Erzfeind jedes Velofahrers: der andere Velofahrer. Einer, der rechts in den Kreisel reinschiesst, um dann in vollendeter Dummheit mittig rauszufahren. Will ich den Crash (der Kulturen) vermeiden, muss ich eine Strafrunde durch das Riesennüssli drehen, wieder aufpassen, dass mich keiner plattwalzt, beileibe keine Selbstverständlichkeit. Im zweiten Anlauf gelingt das Husarenstück.
Ich habe es geschafft.
Ich bin hier.